Zu Ostern kam Western, und das auf quasi allen Kanälen. Und damit sind wir auch schon beim Thema, denn es gibt so einiges an Musik, die im Spannungsfeld aus Ost und West entstanden ist bzw. von Musikern stammt, die in diesem Feld unterwegs waren.
Nina Hagen – Du hast den Farbfilm vergessen
Nina Hagen war als Tochter der bekannten Schauspielerin Eva Maria Hagen (die mit Wolf Biermann zusammen war und daher dem Politbüro suspekt war) von klein auf mit diversen Künstlerkreisen in Berührung und hatte mit diesem Titel in den 70ern einen ersten Erfolg in der DDR. Nach der Ausbürgerung Biermanns verließ sie die DDR Ende 1976 und wurde zur Godmother of German Punk. Ob da nun in ihrem Kopf immer alles richtig war sei dahingestellt, angeeckt ist sie auch im Westen mehr als einmal.
Neumis Rock Circus – Der Clown
Die Gruppe war relativ kurzlebig (1979-83) und war von einem früheren Mitglied von Karat begründet worden – Hans-Joachim „Neumi“ Neumann. Ihr bekanntestes Lied ist eben genau jenes aus dem Jahr 1980. Drei Jahre später verließ Neumann die DDR, womit die Band Geschichte war.
Veronika Fischer – Blues von der letzten Gelegenheit
Veronika Fischer war die erfolgreichste Sängerin der DDR der 70er Jahre – sie sang unter anderem mit Panta Rhei, aus denen später Karat hervorgingen. Ihre Platten verkauften sich wie geschnitten Brot, auch wenn es diverse Besetzungswechsel gab. Sie arbeitete dabei mit quasi allen zusammen, die irgendwie Rang und Namen hatten. Ihr Hauptkomponist Franz Bartzsch blieb nach einem Auftritt in West-Berlin gleich dort, was auch für Fischers Karriere das Ende bedeutete. 1981 ging sie ebenfalls in den Westen, konnte dort aber nicht an ihre Erfolge anknüpfen. Aus der Feder von Bartzsch stammt auch dieses Stück von 1974.
Manfred Krug – Es steht ein Haus in New Orleans
Den meisten dürfte Manfred Krug als Schauspieler ein Begriff sein – sowohl im Kino des Ostens als auch im Fernsehen des Westens (u.a. als Fernfahrer Franz Meersdonk „Auf Achse“ oder als Tatortkommissar). Nebenbei war er aber auch anerkannter Jazz-Sänger. 1976 unterzeichnete er mit vielen anderen Künstlern eine Protestnote gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. In der Folge erhielt er keine Engagements mehr und war faktisch mit einem Berufsverbot belegt. Im Sommer 1977 verließ er die DDR und hatte dabei viel für sich heraushandeln können. Im Westen ging seine Karriere nahtlos weiter.
Klosterbrüder / Magdeburg – Kalt und heiß
Diese Band eckte wie kaum eine andere Band bei der Staatsführung an: Sie begann unter dem Namen Klosterbrüder in den späten 60er Jahren und spielte vergleichsweise heftigen Rock. Mitte der 70er benannte man sich auf politischen Druck hin in Magdeburg um und musste diverse Umbesetzungen überstehen. Erfolg stellte sich trotzdem ein, 1980 erschien schließlich die erste Langspielplatte. Im gleichen Jahr folgte jedoch auch der Eklat: Ein Fernsehfritze verlangte vor einem Auftritt vom Sänger, dass er sich die Haare schneiden sollte – dieser weigerte sich, die Band wurde nach Hause geschickt. 1981 stellten schließlich alle Bandmitglieder geschlossen einen Ausreiseantrag – eine unerhörte Provokation und in dieser Form in der DDR einmalig. Es folgte die komplette Härte des Staatsapparates: Zwei Bandmitglieder landeten im Stasi-Knast und wurden durch die Bundesrepublik freigekauft, andere zogen die Anträge zurück.
In der Band spielten einige bekannte Namen, u.a. Dietrich Kessler, der 1978 die DDR verließ und später mit Grönemeyer spielte. Gisbert Piatkowski und Richie Barton spielten später bei City, und Hans Wintoch spielte bei Lift und macht heute noch solo als Hans die Geige Musik.
Klaus Renft Combo – Zwischen Liebe und Zorn
Die Aufstellung kann nicht komplett sein ohne die Klaus Renft Combo. Hervorgegangen aus der Beatband Butlers, die schon 1965 verboten worden war (und die wiederum Nachfolger der ersten Klaus Renft Combo von 1958 war), durfte die Band um Klaus „Renft“ Jentzsch ab 1967 wieder auftreten. Ab 1969 gewannen sie Gerulf Pannach als Texter, und nach der zwischenzeitlichen Lockerung der Kulturpolitik Anfang der 70er Jahre entstanden zwei Schallplatten, die sie zu einer der bekanntesten Bands der DDR machten. Die Probleme mit der Staatsmacht blieben aber natürlich bestehen, die Texte waren recht offen systemkritisch, wie bei dieser Nummer von 1972.
Renft – Rockballade vom kleinen Otto
Für das zweite Album wurde der Bandname zu Renft verkürzt. Für das dritte geplante Album waren 1974 Texte von Pannach geschrieben worden – diese wurden von der Staatsführung abgelehnt. Pannach erhielt Anfang 1975 ein Auftrittsverbot, ein Auftrittsverbot für Renft folgte im Sommer. Schließlich wurde die Band von der Staatsführung als „nicht mehr existent angesehen“, wie es auf einem Mitschnitt des Gesprächs mit dem zuständigen Kulturfunktionär ausgedrückt wurde.
Nachdem sie gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns protestiert hatten, wurden Christian Kunert und Gerulf Pannach 1976 verhaftet und im Sommer 1977 in die Bundesrepublik ausgebürgert. Klaus Renft konnte im Mai 1976 ausreisen, seine DDR-Staatsbürgerschaft wurde ihm 1981 aberkannt.
Einige Stücke zum nie erschienenen dritten Album waren in Eigenregie aufgenommen worden und wurden schließlich nach der Wende auf diversen Compilations veröffentlicht.

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